#4 Lebenselixir Schlaf

Shownotes

Asthma-Know-How: Was hat Asthma eigentlich mit Schlaf zu tun? Einige Betroffene haben auch mit Schlafproblemen zu kämpfen. Um mehr über die Zusammenhänge zwischen Schlaf und Asthma zu erfahren, ist Katharina in die Hauptstadt gefahren. Dort hat sie Prof. Dr. Ingo Fietze, Lungenfacharzt und Schlafmediziner, im Schlafinstitut Somnico getroffen. Seine Expertentipps für einen besseren Schlaf, sowie kuriose Geschichten aus dem Schlaflabor hörst Du in dieser Folge des Podcasts Atmungsaktiv.
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Der Podcast wird von Sanofi produziert. MAT-DE-2201669-1.0-04/2022.

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ATMUNGSAKTIV, DER ASTHMA-PODCAST

Transkript Folge 4

Moderatorin: Hallo und herzlich Willkommen bei Atmungsaktiv, dem Asthma-Podcast. Mein Name ist Katharina und heute hat es mich für Atmungsaktiv in die Hauptstadt verschlagen, zu Somnico. Das ist ein privates Schlafinstitut hier in Berlin. Müssen wir hier im Schlafinstitut besonders leise sein oder können wir ganz normal aufzeichnen?

Prof. Fietze: Na ja, sagen wir mal, berechtigte Frage, weil die Jalousien sind runter. Nein, es ist nicht nachts. Dann müssten wir tatsächlich leise sein, sondern es ist tags und dann darf man sich auch unterhalten und dann ein bisschen lauter sein.

Moderatorin: Wunderbar. Dann bin ich beruhigt. Ja, und nun habt Ihr meinen heutigen Interviewgast auch schon gehört. Es ist Professor Dr. Ingo Fietze. Er ist Facharzt für Innere Medizin, er ist Pneumologe, also Lungenfacharzt und Schlafmediziner. Herr Professor Fietze, möchten Sie sich auch noch mal kurz vorstellen, um noch mehr über sich verraten?

Prof. Fietze: Ja, Sie haben ja schon eine Menge verraten. Das ist meine medizinische Profession. Parallel dazu bin ich aber auch viel in der Forschung unterwegs. Deswegen gibt es ja mein Forschungsschlaflabor. Dann engagiere ich mich in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Wir bringen den Schlaf in die Betriebe oder auch in die Schulen. Und ich habe noch eine Stiftung gegründet, die Deutsche Stiftung Schlaf. Da geht es hauptsächlich tatsächlich auch darum, das Thema Schlaf, gesunder Schlaf hatte ich schon erwähnt, in die Schulen, also bei Kindern und Jugendlichen zu vermitteln. Das ist das Hauptziel. Wir verleihen auch jährlich einen Preis für den Botschafter des Schlafes, für den Arbeitgeber Schlafgesundheit und für die wissenschaftliche Innovation. Das passiert jetzt übrigens im März in Berlin.

Moderatorin: Das klingt sehr, sehr spannend. Schlaf haben wir jetzt ganz, ganz oft gehört, diesen Begriff und dass guter Schlaf wichtig ist für die Gesundheit, das Wissen viele von uns. Was Schlaf allerdings mit Asthma zu tun hat, vielleicht nicht so viele, aber Menschen mit schwerem und unkontrolliertem Asthma haben eben auch mit Schlafproblemen zu kämpfen. Da geht es zum Beispiel um nächtliches Aufwachen oder auch um Ängste, wenn z. B. die Notfallmedikation nicht bereit liegt. Deshalb sprechen wir eben heute mit Professor Fietze darüber, wie Schlaf das Asthma beeinflussen kann. Wie kann guter Schlaf helfen mit der Erkrankung aktiv im Alltag umzugehen und wie kommen wir überhaupt zu gutem Schlaf?

Moderatorin: Herr Prof. Fietze, welche Bedeutung hat denn das Thema Schlaf in Ihrem Leben? Wir haben ja gehört, da gibt es ja eigentlich einen Rundumschlag rund um Schlaf und Schlaf bestimmt ja Ihr Leben. Ist das richtig?

Prof. Fietze: Naja, sagen wir so, im wahrsten Sinne des Wortes, weil, aber das ist eine gute Nachricht für alle, die eine Schlafstörung haben: Ich bin auch nicht mehr der beste Schläfer. Es gibt ja die zwei häufigsten Schlafstörungen: Das eine sind nächtliche Atmungsstörungen, das zweite ist, ich kann nicht schlafen, nicht ein- und durchschlafen. Und da fragt mich jeder zweite Betroffene: „Doktor, wie schlafen Sie eigentlich?“ Und immer, wenn ich sage: Na ja, mal so, mal so, auch nicht mehr so gut, dann sehe ich ein kleines Lächeln und sie freuen sich. Das ist keine Schadensfreude, sondern tatsächlich eher wahrscheinlich so, sie denken, na ja, dann weiß er ja, worüber er spricht und was er hier tut. Und das ist tatsächlich so der erste Schritt des gemeinsamen Vertrauens. Also Schlaf tatsächlich beschäftigt mich, weil ich auch nicht mehr der beste Schläfer bin, beruflich sowieso, und mich treibt halt Schlaf in alle Schichten der Gesellschaft zu bringen. Also wir sprechen ja über Asthma, es gibt viele Erkrankungen, wo Schlaf eine Rolle spielt. Schlaf und Asthma, Schlaf und Krebs, Schlaf und Kreislauf, Schönheitsschlaf, Schlaf und Haut. Man kann ja fast alles nennen, Schlaf und Darm und aber auch im gesellschaftlichen Leben: Schlaf in der Schule, Schlaf bei Sportlern, Schlaf bei Schichtarbeit und so weiter. Und so breit wie sich das anhört, so breit sind wir auch unterwegs.

Moderatorin: Wie sind Sie denn damals dazu gekommen, zu sagen, ich beschäftige mich mit Schlaf beruflich?

Prof. Fietze: Zufall. Also ich selbst hatte zu tun in meiner was war die Diplomarbeit, nein Doktorarbeit. Ich hatte mich beschäftigt mit dem Zusammenhang zwischen dem Lungensystem im Kopf, dem Atemzentrum, und dem Herz-Kreislauf-Zentrum. Also wenn sich die Atmung ändert, hat das Einfluss auf das Herz oder wenn mir irgendwas passiert, hat das Einfluss auf die Atmung. Waren ganz spannende Untersuchungen und mit meinen Untersuchungen bin ich in einem Institut gelandet, das hieß Neuropathopyhsiologie und da gab es eine Arbeitsgruppe, die sich mit Schlaf beschäftigt hat und keine Ahnung, das Thema Schlaf hat mich irgendwie angetriggert. Das war gar nicht so spannend zum Anfang, da ging es einfach, wir wurden untersucht in ca. 7 Wochenrhythmen. Praktisch wann schlafe ich unter der Woche am besten und wann am schlechtesten? Gibt es da ein Wochenrhythmus im Schlaf? Und dieses einfache Thema, was dort bearbeitet wurde, ich glaube, damit hat es begonnen. Das hat mich irgendwie dann interessiert. Dann bin ich drangeblieben und in die Arbeitsgruppe eingestiegen und so weiter.

Moderatorin: Sie haben ja jetzt auch schon Atmung angesprochen, dass die Verbindung da war von Atmung zum Schlaf dann eben auch im Studium. Welche Bedeutung hat denn das Thema Schlaf speziell bei Asthma und vor allem auch bei schwerem Asthma? Was können Sie uns darüber verraten?

Prof. Fietze: Ja, na erstmal generell, warum muss der Asthma-Patient gelegentlich über Schlaf nachdenken? Das hat im Wesentlichen drei Gründe. Der eine Grund ist, dass wir heute wissen, dass 50 % aller Asthmatiker auch nächtliche Atmungsstörungen haben. Also ich hatte ja gesagt, eine der häufigen Schlaferkrankungen ist, diese, heißt Schlafapnoe, also nächtliche Atmungsstörung und statistisch hat das jeder zweite Asthmatiker. Und das ist auch nicht gut für das Asthma selber, aber auch nicht für den Schlaf, klar. Dann ist es so, dass eine der Hauptsymptome von Asthma gerade auch nächtlichem Asthma, das weiß man ja, dass man nachts aufwacht und hustet. So und der begnadete Schläfer, schläft danach auch wieder ein. Der sensible oder schlechte Schläfer, egal ob auf Toilette geht oder ob er nachts hustet, der kann danach nicht mehr einschlafen. Und damit ist dieser nächtliche Hustenreiz einfach ein Trigger für eine Insomnie, für eine Durchschlafstörung und wenn man dort einmal landet, dann kommt man in der Regel nicht mehr raus oder ganz schlecht raus und es muss auch therapiert werden. Und das Dritte, das haben Sie selber genannt: Die Angst des Asthma-Patienten, dass nachts das Asthma auftreten oder schlechter werden könnte. Und Angst ist ja nun mal generell der Stressfaktor Nummer eins, der den Schlaf stört. Also Angst übrigens und auch finanziell und Geldsorgen hat ja auch was mit Angst zu tun, wissen wir heute, ist ein starker Trigger.

Moderatorin: Wenn wir uns jetzt Asthma genauer angucken. Asthma ist nicht gleich Asthma. Gibt es da eben auch Unterschiede, wenn man sich den Schlaf anguckt bei schwerem Asthma oder anderen Formen des Asthmas? Kann man da Unterscheidungen treffen?

Prof. Fietze: Also generell muss man sagen, es gibt zum Thema Asthma und Schlaf relativ wenig wissenschaftliche Untersuchungen. Da geht es schon los, aber wir brauchen da tatsächlich mehr Lungenfachärzte, aber auch mehr Schlafmediziner. Wobei es gibt halt leider nicht so viele Schlafforscher und Schlafmediziner, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Weil gerade das Thema Asthma und Schlaf ist schon irgendwie interessant, weil eigentlich müsste man ja dem Asthmatiker sagen: Also wenn Du keine Angst haben willst, wenn es Dir gut gehen soll, dann einfach nicht schlafen. Dann kann Dir nichts passieren. Ja und auf der anderen Seite muss man aber auch sagen: Aber wenn Du schon mal schläfst und Du nachts Symptome hast, dann müssen wir Deinen Schlaf verbessern. Also das ist so die die Message.

Prof. Fietze: Und warum ist das so? Na ja, weil wir wissen, dass selbst bei gesunden Schläfern nachts die Atmung sich verändert. Also wir haben ja so einen 24 Stunden Rhythmus. Misst man nachts den Atemfluss, dann ist er halt um, sagen wir mal 10 % geringer, wird aber nachts um 20 oder mehr Prozent geringer, dann ist das ein Hinweis auf ein Asthma oder eine andere chronische Atemwegserkrankung. Dass das eine, und dann wissen wir, dass nachts der Vagotonus, also Nervus Vagus, das ist so der, wie sagt man umgangssprachlich der Beruhigungsnerv, sozusagen das Kommando übernimmt und der Sympathikus, der Erregungsnerv, der ist gedämpft und der Vagus macht aber auch, wie wir ja wissen, eine gewisse Konstruktion, also Engstellung der kleinen Atemwege, also ein Paradox. Und wenn dann der Asthmatiker dann noch entzündete Atemwege hat, dann sind die Schleimhäute verdickt und der Atemweg eng und nachts zusätzlich durch diese Engstellung, dann kommt er erst recht in Probleme. Also diese physiologischen, also normalen Zusammenhänge gibt es zwischen Atmung und Schlaf und deswegen auch die Auswirkungen auf den Asthma-Patienten, über die wir noch reden werden.

Moderatorin: Jetzt haben wir uns angeguckt wie die Atmung den Schlaf beeinflussen kann oder eben auch das Asthma den Schlaf beeinflussen kann. Mal andersrum gefragt: Kann denn guter Schlaf mein Asthma auch verbessern? Weiß man darüber was?

Prof. Fietze: Was man übrigens nicht weiß, es gibt ja viele Erkrankungen im psychischen oder auch, nehmen wir mal die Atmungsstörung. Es gibt die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, COPD genannt umgangssprachlich oder die Abkürzung, da weiß man, solche Personen oder Patienten laufen Gefahr, dass sie im Traum Schlafprobleme mit der Atmung bekommen, weil im Traumschlaf die Atmungsregulation sich verändert. Derartige Zusammenhänge zwischen Asthma-Anfällen und Schlafstadien sind nicht bekannt. Was man aber weiß, das kann wahrscheinlich jeder Betroffene berichten, der gerade nachts Probleme hat, dass es mehr die zweite Nachthälfte betrifft als die erste Nachthälfte. Womit kann das zusammenhängen? Das wissen wir heute. Das hat also wahrscheinlich mehrere hormonelle Zusammenhänge, weil viele Schlafwachhormone haben auch Einfluss auf die Atmung und so weiter. Aber eins darf ich immer nennen, das ist das Melatonin. Wir wissen heute, Melatonin ist ein starkes Hormon gegen Entzündungen, gegen Parasiten, gegen Virus, gegen Krebs, Antioxidantien. Und wir haben ja alle einen erhöhten Melatoninspiegel, wenn wir ins Bett gehen und der lässt aber über Nacht nach. Und wenn er über Nacht nachlässt, gerade so ab der zweite Nachthälfte, ab drei Uhr, ab zwei, drei, vier Uhr haben wir kaum noch Melatonin im Blut. Und damit lässt diese schützende Wirkung, diese antientzündliche und antioxidantische Wirkung tatsächlich nach und gibt damit sozusagen den allergischen Prozessen in den kleinen Atemwegen Platz. Und das ist eine der Erklärungen, warum das nächtliche Asthma oder wenn man nachts Symptome hat, vor allen Dingen in der zweiten Nachthälfte öfter auftreten. Und dann wissen wir auch gleich, was man eventuell tun kann. Dann müsste man ja den Schlaf verbessern, indem man vielleicht in der zweiten Nachthälfte wieder mehr Melatonin anbietet. Und das ist tatsächlich eine Therapiemethode.

Moderatorin: Jetzt haben wir viele Zusammenhänge schon aufgedröselt und uns angehört. Was kann ich denn selbst tun? Was raten Sie denn unseren Zuhörern und Zuhörerinnen ganz konkret wie sie den Schlaf verbessern können? Gibt es da spezifische Tipps und Tricks, die man mitnehmen kann in den Schlaf?

Prof. Fietze: Ja, vielleicht noch kurz erwähnt, dass den Schlaf verbessern muss ich ja nur, wenn er schlecht ist. Also das eine ist, ich behandle das Asthma, damit die Hustattacken nicht auftreten, aber das Zweite ist, dass wir wissen, das hatten wir noch nicht erwähnt, dass Asthmatiker tatsächlich eine schlechtere Schlafqualität haben. Sie haben eben häufige Weckreaktionen, sie haben etwas weniger Tiefschlaf und schlafen auch effektiv etwas kürzer. So, dann sind wir ja tatsächlich dabei, den Schlaf zu verbessern, weil wir wissen, je kürzer der Schlaf ist, desto schlechter ist das auch wieder für das Immunsystem. Ein Grund, warum wir nachts schlafen, wichtigste ist das Gedächtnis, das Gehirn, aber das zweite Wichtige ist tatsächlich das Immunsystem. Und wenn man sein Immunsystem stärken möchte, dann muss man auf mindestens 6 Stunden guten Schlaf kommen. Ideal wären 7-7,5 Stunden. Und deswegen, wenn wir uns über die Besserung des Schlafes unterhalten, dann tatsächlich über alle diejenigen Asthmatiker, die sagen tatsächlich, ich komme nicht auf 6 Stunden Schlaf in der Nacht oder ich werde ständig wach, mein Schlaf ist nicht erholsam.

Wie kann man den Schlaf bessern? Na ja, da gibt es auch ein ganz fürchterliches Wort. Die Schlafhygiene, das Wort, was mir tatsächlich nicht gefällt und dann macht man das Internet auf, kann man irgendwie Ratgeber sich holen. Da steht das alles drin, was an Schlafhygiene, letztendlich bedeutet Schlafhygiene, ich muss mich darüber informieren, was kann ich eventuell falsch machen gegenüber meinem Schlaf? Und falsch machen heißt: ich esse zu spät, ich esse zu falsch, ich konsumiere Alkohol, Drogen, ich schlafe zu kalt, zu heiß, zu laut, zu hell, zu unbequem. Ich habe einen schnarchenden Partner oder Partnerin neben mir und nehme Stress mit ins Bett. Erhole mich vorher nicht, bin online bis kurz vor Licht aus und so weiter. Das sind da die bekannten Sachen, über die man sich aufklären sollte. Wobei ich immer davon ausgehe, dass ein schlechter Schläfer, ich glaube von allein, dass alles schon ein bisschen recherchiert hat. Wir müssen ganz selten, wenn schlechte Schläfer zu uns kommen, darüber noch aufklären.

Moderatorin: Jetzt gehen wir mal davon aus, wir haben uns mit dem Thema beschäftigt, wir wissen, was Schlafhygiene heißt und haben zuhause schon einiges ausprobiert. Wir haben auf die Helligkeit im Schlafzimmer geachtet, Geräusche, dass wir möglichst stressfrei ins Bett kommen und und und. Und das hilft alles nicht. Und ich komme nicht auf meine 6 bis im besten Fall 7,5 Stunden Schlaf. Komme ich dann direkt zu Ihnen ins Schlaflabor oder wie funktioniert das? Wann kommt ein Patient oder eine Patientin zu Ihnen?

Prof. Fietze: Schön, dass Sie das so sagen. Kommt man dann direkt ins Schlaflabor. Es gibt eine Hemmschwelle, also schon das Wort Schlaflabor. Niemand will in ein Labor. Das ist auch so eine Sache. Das ist wahrscheinlich auch so die Hemmschwelle für viele, sich nicht beim Schlafmediziner zu melden, weil sie denken, sie müssen gleich in ein Labor - muss man nicht. Es gibt eine Schlafambulanz, dort sitzt ein Schlafexperte und dann kommt man meinetwegen mit seinem Asthma und sagt ich habe ein Problem. Ich habe dann nachts immer Hustenreiz und seit kurzem passiert so, dass wenn ich nachts aufwache nach so einer Hustenattacke, ich kann danach nicht mehr einschlafen. Und wenn das wieder einschlafen länger als eine halbe Stunde dauert, dann habe ich tatsächlich Durchschlafstörungen. Wenn das ganze wiederum mindestens dreimal in der Woche auftritt, also dreimal der Woche nachts Hustenattacken mit nicht mehr einschlafen können, ist es eine Insomnie, ist eine Durchschlafstörungen, und wenn das ganze länger als vier Wochen dauert, dann bitte zum Arzt gehen. Dann und die eigenen Maßnahmen tatsächlich selber nicht helfen, weil dann läuft man Gefahr nicht nur Asthma zu haben, sondern zusätzlich in eine chronische Insomnie, Durchschlafstörungen, zu rutschen, die von allein dann in der Regel nicht weggeht und die man tatsächlich therapieren muss und dann sind wir bei schlaffördernden Mitteln.

Moderatorin: Sie haben ja auch schon gesagt, ein Schlaflabor kann man sich eigentlich schlecht vorstellen. Man weiß nicht so genau, was das überhaupt ist und wie es da drin aussieht. Können Sie unseren Zuhörerinnen und Zuhörern mal erzählen, wie dieses Schlaflabor hier aussieht? Können Sie uns mal mit dem Ohr herumführen?

Prof. Fietze: Na, das ist gar nicht so schwer. Stellen Sie sich vor, Sie gehen in ein Hotel jetzt nicht ein Fünf-Sterne-Hotel sollte eine 3 Sterne Hotel, dann haben Sie nämlich genauso ein Zimmer wie hier. Das sind 12 bis 15 Quadratmeter und Sie haben einen Schrank und Nachttisch und ein Bett und ein, wenn es gut läuft, noch eine kleine Nasszelle. Die Betten hier im Forschungslabor sind übrigens sehr bequem. Also hier schläft man sogar weich und ganz bequem. Der einzige Unterschied zum Hotelbett ist, wo man ja auch allein schläft, hier auch, dass man nachts Elektroden an den Körper bekommt, an den Kopf und an den Körper, das weiß man ja. Und tatsächlich ist es so weltweit, wenn man denn diese Standardelektroden setzt, Kopf, neben die Augen, am Kinn, dann das EKG für den Puls und dann wird noch Sauerstoff gemessen und Atmung natürlich. Wenn man diese Standardelektroden setzt, dann bekommt man die heute gängige und anerkannte standardisierte Auswertung über die Qualität, Länge des Schlafes und was da nachts los ist. Wir wissen doch alle, es gibt heute diverse oder viele Apps und Wearables und Gadgets. Der eine hat ein Armband, der dritte hat so eine App in seinem, in seinem Smartphone oder iPhone und der vierte hat sich einen Ring zugelegt. Da kann man wohl den Schlaf messen. Und was es heute alles gibt, diese ganzen Dinger also, die die gute Nachricht ist: Man wird in Zukunft auch genauso qualitativ gut wie im Schlaflabor auch zu Hause messen können. Die Messtechnik kommt, Miniaturisierung der Technik mit guter Qualität. Wir sind auf dem Weg dahin, aber wir sind noch nicht ganz so weit. Deswegen tatsächlich, wenn jemand eine Schlafstörung hat, dann muss er in ein Schlaflabor. Wobei es muss nicht derjenige ins Schlaflabor, der nicht ein- oder durchschlafen kann. Das glauben wir dem Patienten. Wenn wir es nicht glauben würden, müssen wir auch ins Schlaflabor.

Prof. Fietze: In ein Schlaflabor kommen hauptsächlich die Menschen, wo wir denken, da passiert nachts was. Das heißt, er zappelt mit den Beinen, er knirscht mit den Zähnen, er hat Atmungsstörungen, er fällt aus dem Bett oder er schlafwandelt oder er schreit oder na ja, was man so alles machen kann im Schlaf. Diese Art von Schlafstörungen, die gehören in einen. Aber weil wir hier den Patienten oder den Schläfer auch sehen, den sehen wir ja nicht, wenn zu Hause gemessen wird. Und deswegen braucht die Masse der Patienten, auch der Asthma-Patienten, die nicht schlafen können, ausgenommen derer, die nachts vielleicht Atmungsstörungen haben, nicht ins Schlaflabor.

Moderatorin: Sie haben gesagt, hier passiert was. Kann man sich ja jetzt auch anschaulich vorstellen, was sie jetzt erzählt haben. Hier passiert etwas im Schlaf. Gibt’s denn bei allen Dingen, die hier so passieren, etwas ganz besonderes, ein besonderer Moment oder eine Sache, die in Ihrer Arbeit hier im Gedächtnis geblieben ist?

Prof. Fietze: Na ja, da ich ja nun nachts nicht mehr Nachtwache mache, das habe ich zum Anfang gemacht, sehe ich das natürlich selber nicht mehr. Aber ich habe ja auch ein Buch geschrieben wo einzelne interessante Fälle drinstehen. Am interessantesten sind tatsächlich immer noch die Schlafwandler. Da passiert viel, weil die Hemmschwelle zum Arzt zu gehen wegen Schlafwandeln ist sehr groß. Wann kommt der Schlafwandler? Der kommt nämlich erst dann, wenn er sich selber oder andere verletzt hat. Also wenn er aus dem Fenster gefallen ist, was der Klassiker ist, oder gesprungen ist, wenn er keine Ahnung, in der Besenkammer aufwacht, wenn er nachts irgendwelche komischen Sachen isst, die er nie am Tage essen würde und was da so alles gibt.

Prof. Fietze: Also junge Leute, die träumen auch noch während sie schlafwandeln und ältere nicht mehr. Und deswegen mischen sich da Trauminhalte beim Schlafwandler. Und wenn ich nachts träume über eine Katze, meine Katze, die gerade verstorben ist, sie muss ich jetzt retten oder ausgraben, dann macht man das eben. Oder wenn ich denke, ich muss mich retten, weil ich gerade im Actionfilm bin, ich muss zum Fenster springen - springen aus dem Fenster. Also es gibt da schon viele Geschichten. Aber generell ist es tatsächlich so, dass die Verhaltensstörungen im Schlaf, die sind für einen Schlafmediziner schon so die Crème de la Crème. Also da versteht man, warum man die ganze Technik braucht. Weil wenn ich das aufdecken möchte, dann brauche ich das Video, dann brauche ich die ganzen Elektroden und dann muss ich tatsächlich den Schläfer nachts beobachten.

Moderatorin: Das ist sehr sehr spannend, was Sie für Einblicke für uns schon gewähren in die Arbeit und ins Schlaflabor. Danke erstmal dafür bis hierher, Herr Prof. Fietze. Und zum Schluss geht's bei Atmungsaktiv immer um das Wohlbefinden. Weil sich wohlzufühlen, da ist ein wichtiger Faktor, um gut mit Asthma leben zu können und eben auch um gut zu schlafen.

Moderatorin: Haben Sie persönlich eigentlich einen Einschlafritual? Wir haben ja eben schon gehört, Sie beschäftigen sich auch mit Ihrem Schlaf privat und der ist auch nicht mehr ganz so gut wie früher, richtig?

Prof. Fietze: Ja, ich nehme die Tipps, die ich auch vermittle, die nehme ich schon aus meinem eigenen Schlaf. Also der der Haupttipp generell für alle ist: Leg Dich nicht hin, weil es Zeit ist, sich hinzulegen und Du willst einschlafen und dann kannst Du nicht einschlafen und ärgerst Dich vielleicht noch. Wir werden nur alle 90 Minuten müde. Das kann jeder ausprobieren. Gehen Sie mal zwei Stunden in ein Konzert oder zwei Stunden sitzen Sie abends vor dem Fernseher kommt eine lange Sendung. Sie werden merken, dass Sie zwei Stunden nicht durchgehend wach sind, sondern zwischendurch die Augen mal zufallen oder sie müde werden. Und genau in diesem Moment geht man ins Bett. Vor allen Dingen, wenn man Einschlafprobleme hat. Und wenn man nachts wach wird und nicht geschafft hat, innerhalb von 20-25 Minuten nicht mehr einzuschlafen, dann ist genau dieselbe Geschichte. Dann ist man die nächste Stunde, anderthalb Stunden wach und das muss man wissen. Also es wissen einfach viele nicht. Die meisten ärgern sich. Der Wecker klingelt morgens um sechs. Ich habe nur noch so viele Stunden im Bett. Ich will aber schlafen und kann nicht schlafen und ärgere mich darüber. Nein, nicht ärgern. Das ist Physiologie. Das ist normaler Ablauf von Schlafen und Wachen. Und wenn ich weiß, ich bin jetzt eine Stunde wach oder 1,5 Stunden, dann muss ich, kann ich mich entspannen und lese was oder stricke oder höre Podcasts oder schaue Fernsehen oder Radio, was auch immer. Was mich ablenkt oder aber ich kann natürlich auch den Schlaf therapieren lassen, ist eine ganz andere Geschichte. Ich muss nachts nicht wach sein, aber dieser Umgang mit was mache ich, wenn mein Schlaf gestört ist? Der muss relaxter bleiben und relaxter werden. Und das wird er auch. Je besser die Leute aufgeklärt sind.

Moderatorin: Gut, das nehmen wir mit. Ganz vielen Dank, Herr Prof. Fietze für diese Infos und Tipps zu Schlaf und Asthma. Und mit Fragen oder Feedback zu dieser Folge und unserem Podcast meldet Ihr Euch gerne per E-Mail bei uns. Die Adresse, die findet Ihr in der Beschreibung.

Moderatorin: Weitere spannende Inhalte rund um Asthma findet Ihr auch auf Asthma-Aktivisten.de. Ja, das war’s auch schon für heute hier aus dem Schlaflabor. Schön, dass Ihr reingehört habt, wir hören uns, hoffentlich ausgeschlafen und gut erholt zur nächsten Folge für Atmungsaktiv, dem Asthma-Podcast. Bis dahin!

Moderatorin: Eine Produktion von Sanofi.

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