#13 Zu Besuch in der Lungenfacharztpraxis

Shownotes

Asthma-Know-How: Was genau passiert eigentlich beim Besuch in einer Lungenfacharztpraxis? In dieser Folge ATMUNGSaktiv, der Asthma-Podcast gibt Lungenfacharzt Dr. Christian Geßner besondere Einblicke in seinen Praxisalltag und erzählt, was Asthma-Betroffene von einem Erst- bzw. Kontrolltermin erwarten können. Welche Untersuchungen macht er und warum? Wann und wieso lohnt sich der Weg zu Lungenfachärzt*innen? Von der richtigen Vorbereitung bis zur Messung von Lungenparametern in einer „Telefonzelle“ – was dahintersteckt und vieles mehr, erfährst Du hier.
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Der Podcast wird von Sanofi produziert. MAT-DE-2303998-1.0-09/2023.

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ATMUNGSAKTIV, DER ASTHMA-PODCAST

Transkript Folge 13

Moderation: Hallo und willkommen zu einer neuen Podcastfolge „Atmungsaktiv, der Asthma Podcast“. Ja, in unseren vergangenen Folgen, da haben wir schon mit verschiedenen Fachärzt*innen zur Asthmaerkrankung, zur Diagnose und Therapie gesprochen. Heute, da gehen wir direkt in die Praxis und das tun wir mit dem Lungenfacharzt Dr. Christian Geßner. Herzlich willkommen, Herr Dr. Geßner! Stellen Sie sich gerne unseren Zuhörer*innen kurz vor.

Dr. Geßner: Ja, vielen Dank, dass ich hier sein darf. Ich freue mich sehr. Ich bin niedergelassener Lungenfacharzt seit 2007 in Leipzig, habe dort meine eigene Praxis und bin gleichzeitig noch Gastarzt oder Gastwissenschaftler am Universitätsklinikum Leipzig und ja, praktiziere das, was man so tagtäglich erlebt, wenn man mal zum Lungenfacharzt geht.

Moderation: Super, da sind wir sehr gespannt. Schön, dass Sie hier sind, dass Sie heute dabei sind und ja, dass Sie uns mal mit dem Ohr durch ihre Praxis führen. Jetzt haben wir in Ihrer Vorstellung gehört, Sie sind auch Gastarzt. Was hat es denn damit auf sich?

Dr. Geßner: Es ist so, dass, ich bin ja Hochschullehrer und mache gleichzeitig noch Vorlesungen beziehungsweise kümmere mich um Studentenausbildung, mache auch noch wissenschaftliche Dinge mit der Universität zusammen mit meiner Abteilung, wo ich wieder gewesen bin, weil es mir halt mit am Herzen liegt.

Moderation: Wunderbar, das klingt sehr spannend.

Moderation: Ja, Asthma ist eine schleichende Erkrankung. Oft werden Betroffene bei Hausärzt*innen behandelt. Wir wollen heute verstehen, für wen es sinnvoll ist, einen Termin bei Lungenfachärzt*innen zu vereinbaren, und was genau sie oder er in der Praxis macht, und das erzählt uns heute Dr. Christian Geßner. Wir können also sehr neugierig sein und neugierig zuhören, was wir da heute erfahren werden. Ja, Herr Dr. Geßner, wenn wir über Lungenfachärzt*innen sprechen, dann bewegen wir uns in einem, ja, in einem medizinischen Fachgebiet, nämlich der Pneumologie. Was bedeutet denn dieser Begriff? Können Sie uns den genauer erklären und umreißen?

Dr. Geßner: Ja, also Pneumologie, damals noch Pulmologie. Die Begrifflichkeit hat man dann geändert, weil die Schlafmedizin und Beatmungsmedizin mit dazugekommen ist. Es handelt sich eigentlich um Lungen- und Bronchialheilkunde, kann man vielleicht so übersetzen. Also, es geht um die Lunge und die Bronchien und um Erkrankungen, die sich um beides ranken. Wobei natürlich, wenn man ehrlich ist, gehört dann natürlich auch das Rippenfell noch mit dazu, also die Organe, die das ganze umkleiden oder umschließen. Ich sage dann immer, zu mir kommen die Leute dann, wenn die Luft raus ist.

Moderation: Ja, das ist sehr anschaulich, und eben eine Erkrankung, ja, ist eben das Asthma, was eben auch von Lungenfachärzt*innen behandelt wird oder behandelt werden kann. Was genau macht denn ein Lungenfacharzt beziehungsweise eine Lungenfachärztin in der Praxis und zum Beispiel auch, welche Untersuchungen werden, vorgenommen, und auch welche Messungen werden durchgeführt?

Dr. Geßner: Na, sagen wir mal, das ist schon eine komplexere Geschichte, hat viele Bereiche, was man messen oder machen kann. Das Wichtigste, und das muss man mal sagen, ist immer eigentlich das Gespräch zwischen Arzt und Patient, und das Wichtigste ist die Anamnese, weil einfach bloß Diagnostik zu machen, ohne zu wissen, worum es geht, das bringt natürlich nichts. Das heißt für uns als Arzt, und es betrifft eigentlich alle Ärzte, das ist immer wichtig, dass man genau weiß, was sind die Beschwerden? Gibt es in der Familie entsprechende Vorerkrankungen, gibt es bestimmte Allergien? Gibt es irgendwelche anderen Begleitgeschichten? Neurodermitis zum Beispiel kann eine Rolle spielen. Das heißt aber auch, wenn Probleme mit, mit Reflux, also mit saurem Aufstoßen bestehen, sind das so wichtige Aspekte. Das heißt, es ist immer ganz wichtig, dass man wirklich genau eruiert und Patienten befragt, was haben sie für Beschwerden? Und es ist auch wichtig, dass man wirklich der Patient, und ich bin da auch nicht böse, wenn die sich einen kleinen Spickzettel machen und alles aufschreiben, was wichtig ist, dass man wirklich da an der Stelle nichts vergisst und erst wenn man das gemacht hat, kommt man sicher zu den Untersuchungen. Die sind sicher sehr vielfältig, und da ist möglich, dass man den Sauerstoffgehalt im Blut misst. Und da ist das zentrale die Lungenfunktionsdiagnostik, wobei die sich natürlich von dem eben auch deutlich unterscheidet, was der Hausarzt machen kann oder macht. Der Hausarzt macht gewöhnlich eine einfache Spirometrie, also eine einfache Lungenfunktionsdiagnostik. Das sind meist kleine Geräte, wo man ähnlich wie bei uns auch hinein pustet, bestimmte Atemmanöver macht, auf die wir vielleicht später noch kommen können. Was beim Lungenfacharzt nun anders ist, ist, dass das ganze wie eine Telefonzelle aussieht, wo sich der Patient hineinsetzt, wo die Tür zugemacht wird, wo sicher auch wichtig ist, dass man sagt, wenn man so zum Beispiel Platzangst hat, dann kann das natürlich mal auch unangenehm werden, aber ist eigentlich sonst gar nicht so schlimm. Was es gibt, ist es immer dann eine schöne Nasenklemme, weil, wir wollen ja die Luft, dass die aus dem Mund kommt und nicht noch über die Nase heimlich entweicht, und dann werden bestimmte Atemmanöver gemacht, wo man bestimmte Parameter der Atmung misst, ermittelt, was eigentlich so, dass das Kernstück ist, und dann kann man die Lungenvolumina bestimmen. Man kann auch im Endeffekt die Diffusion bestimmen, was nichts anderes bedeutet als die Messung der Wegstrecke zwischen dem Lungenbläschen, dem Blutgefäß. Das kann bei Erkrankungen wie zum Beispiel der Lungenfibrose eine Bedeutung spielen, also doch recht komplex das Ganze, dauert auch länger, man kann Patienten Medikamente geben, wo man guckt, lassen sich bestimmte Parameter in dieser Lungenfunktion beeinflussen. Das heißt, ist es möglich, dass der Patient danach vielleicht besser Luft bekommt, mehr Lungenvolumen danach hat, das kann man in dem Gerät dann als Testung der Medikamente noch zusätzlich durchführen. Und ja, was natürlich auch geht, ist, dass man Blut untersucht, dass man nach bestimmten Markern im Blut sucht, wobei das kann natürlich der Hausarzt in der Sache auch, oder manchmal gibt er uns ja diese ganzen Befunde schon mit.

Moderation: Mhm, wunderbar, jetzt können wir uns schon mehr vorstellen, wie so eine Lungenfunktionsmessung eben aussieht, einmal in der hausärztlichen Praxis und dann eben nochmal spezieller bei Ihnen. Marker haben sie jetzt auch schon genannt, und vielleicht haben einige Betroffene auch schon mal von einer Biomarker-Bestimmung gehört. Können Sie da nochmal näher beschreiben, was es mit einer Biomarker-Bestimmung auf sich hat und wann die zum Einsatz kommt?

Dr. Geßner: Also, wenn man jetzt Stichwort Asthma nimmt, da fallen mir eigentlich erst mal spontan zwei Biomarker ein, die ganz relevant sind, das einmal ist dass das große Blutbild, wo man guckt, wie groß der Anteil der eosinophilen Granulozyten, das ist also eine bestimmte Art von weißen Blutkörperchen, die eosin, also rot sind, sozusagen, da kommt das Wort eosinophil her, die man unter dem Mikroskop dann sieht und diesen Anteil bestimmt man und guckt, wie viele das sind, weil man weiß, dass beim Asthmatiker das Ganze erhöht ist. Und der zweite Biomarker ist die Messung des ausgeatmeten Stickstoffmonoxids, das ist ein Marker, wo man natürlich ein spezielles Gerät dazu braucht, dass diesen Marker in der Ausatemluft misst, das ist, auch vom Manöver nicht ganz so einfach, muss also über einen relativ kontinuierlichen Ausatemfluss über eine gewisse Zeit ausatmen, und dann misst dieses Gerät, wie viel Stickstoffmonoxid dort enthalten ist, und dann weiß man, dass vor allem beim Asthmatiker diese Werte erhöht sind und das ist wegweisend oder ein gewisser Richtwert für eine allergische Entzündung in den Atemwegen, und das Asthma ist ja eine allergische Entzündung oder vor allem eine Entzündung in den Atemwegen und daher ist an dieser Stelle halt dort die, die Möglichkeit, zusätzliche Informationen zu bekommen, wobei, wenn wir jetzt ganz ehrlich sind, das sind alles auch nur Puzzlesteinchen. Es ist nicht so, dass, wenn einer der Marker erhöht ist, dass das ausreicht, sondern es ist wie immer im Leben, es ist nicht alles schwarz-weiß, sondern es sind verschiedene Aspekte und Facetten, die einem aber dann dort natürlich auch zusätzlich weiterhelfen und einen Hinweis geben.

Moderation: Ja, absolut viele Puzzlesteinchen, die sich dann zum ganzen Bild zusammensetzen. Sie hatten das ja auch vorhin schon angesprochen, dass es wichtig ist, das ganze Bild im Blick zu haben. Und, ja, ich glaube, jetzt haben wir schon ein besseres Bild davon, welche auch sehr spezifischen Untersuchungen und Messungen eben dabei weiterhelfen können in einer lungenfachärztlichen Praxis. Wann und warum sollten denn Menschen mit Asthma eine lungenfachärztliche Praxis aufsuchen?

Dr. Geßner: Ja, sagen wir mal, der Wunsch wäre natürlich, dass jeder, der im Endeffekt ein Asthma hat, dass man das erreicht, dass derjenige mal zum Lungenfacharzt geht und dass der das Ganze bestätigt, genauer hinschaut und das Ganze tut, das ist der fromme Wunsch, das ist natürlich im wahren Leben nicht umsetzbar oder vermittelbar. Das liegt damit zusammen, dass wir natürlich zu wenig Lungenfachärzte haben. Nun ist es so, dass, wenn ein einfaches Asthma besteht, dass sich ja der Hausarzt genauso gut und effizient und entsprechend behandeln kann, das aber dann, wenn natürlich ein schweres Asthma vorliegt oder ein nicht leichtes Asthma vorliegt, wenn Probleme mit dem Asthma sind, mit der Asthmakontrolle, das heißt, wenn man sagt, okay, ich komme nicht zurecht, ich habe doch noch Beschwerden, ich nehme meine Medikamente, dann ist sicher wichtig, dass der Patient zum Facharzt geht, eigentlich auch in der Differenzialdiagnose, also in der Abgrenzung zu anderen Erkrankungen. Da muss man natürlich sagen, ist auch die Abgrenzung zur chronischen Bronchitis oder zur chronisch obstruktiven Bronchitis, auch als COPD bekannt, wichtig, und ich gebe zu, manchmal ist das auch gar nicht so einfach, das eine von dem anderen zu trennen. Manchmal gibt es Situationen oder Krankheitsbilder, wo von beiden Erkrankungen gleichzeitig Elemente bestehen, und deshalb, wenn dort irgendwelche Probleme sind, dann ist sicher schon wichtig, dass der Patient zum Lungenfacharzt geht. Es ist dann abhängig von dem, was dort rauskommt oder wie die Ergebnisse sind, ob sich das bestätigt. Sicher die Frage, wie groß oder wie lang die Kontrollintervalle sein können. Und da ist es sicher so, dass jemand, der nur leichte Beschwerden hat, gut eingestellt ist und wo man das überprüft. Wenn der einmal im Jahr kommt oder vielleicht alle zwei Jahre oder noch länger, dann ist das gut möglich. Wenn es der Hausarzt gut umsetzen kann bei Patienten hier, die größere Probleme haben, die mehr Beschwerden haben, die aber auch vielleicht auf spezielle Medikamente noch angewiesen sind, die beim schweren Asthma zusätzlich gegeben werden müssen, dann denke ich, gehört das Ganze doch in die Hand eines Lungenfacharztes. Das bedarf sicher des prüfendenden Blickes des Fachmanns auf das Ganze.

Moderation: Ja, und vielleicht auch einem regelmäßigen Blick, ob vielleicht was angepasst werden muss in der Therapie.

Dr. Geßner: Natürlich. Also Patienten mit einem schweren Asthma, die wünsche ich mir schon mindestens einmal im Vierteljahr in der Praxis, wobei jede Praxis händelt das natürlich anders. Da hat jede Praxis natürlich, denke ich, ihren eigenen Ablauf, ihren eigenen Modus, und da kann man natürlich niemanden was vorschreiben oder vorgeben.

Moderation: Kommen wir mal konkret auf den Praxisalltag zu sprechen. Wir haben ja heute die Möglichkeit, mit Ihnen quasi mit dem Ohr ganz dicht dran zu sein am Praxisalltag. Wie sieht denn der Alltag in einer lungenfachärztlichen Praxis aus, und was können denn Betroffene bei einem Termin erwarten?

Dr. Geßner: Ja, was sicher ist also, man sollte als Patient doch ein bisschen Zeit einplanen in die ganze Geschichte. Das ist immer ganz wichtig, ich erlebe das häufiger, dass man sich vielleicht an einem Tag gleich zwei oder drei Arzttermine legt. Das ist vielleicht an der Stelle nicht ganz so gut, weil natürlich auch diese Lungenfunktionsuntersuchungen, die ich ja vorhin schon mal angerissen habe, doch eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Das sicher, wie wir es machen, und viele Kollegen auch, dass man sich, wenn man das erste Mal in die Praxis kommt, sicher auch im Fragebogen ausfüllt, dass man bitte alle Befunde auch von anderen Fachärzten bitte mitbringt, weil natürlich die Lunge nicht allein im Raum schwebt, sondern im Endeffekt im Körper eingebettet ist, und da sind viele Organe daneben. Da gibt es auch viele Erkrankungen, die genauso Luftnot und ähnliche Beschwerden machen können, und da ist es, denke ich, ganz, ganz wichtig, dass man an der Stelle auch weiß, was für Begleiterkrankungen sind, was für Medikamente werden wegen der anderen Erkrankung gegeben und dort alle Briefe, auch von anderen Fachärzten mitbringen, auch über OPs, die vielleicht mal gewesen sind, dass man sich ein vollständiges Bild machen kann. Dann ist es sicher wichtig, dass der Patient auch seinen Medikamentenplan unbedingt mit hat, dass man weiß, was schon gegeben wurde, vielleicht auch Medikamente, die vom Hausarzt schon mal probiert worden sind und die nicht so geholfen haben, und wenn entsprechend dieses Vorgespräch dann geführt ist, beziehungsweise, wenn man diese ganzen Daten gesammelt hat, und wir machen es halt so, dass wir eine Akte haben, die einfach nur noch digital ist, dass wir uns die Befunde alle einscannen, sodass wir sie zur Verfügung haben, und danach schließen wir halt die entsprechende Lungenfunktionsdiagnostik an, die beim Asthma in der Form besteht, dass wir, das hatte ich noch vergessen, natürlich bei den Patienten zusätzlich auch einen Allergietest machen, wenn dort Allergien in der Vorgeschichte sind, in der Anamnese sind, der Patient berichtet oder dass er bestimmte Allergiebeschwerden hat zu bestimmten Zeiten, dann würde man natürlich gleich einen Allergietest mitmachen und gleich schauen, wie sieht das Ganze dort aus. Und dann würde man halt die anderen Tests, was ich sagte, die Lungenfunktion, gezielt durchführen, und danach setzt man sich mit dem Patienten halt hin und wertet diese ganzen Befunde aus und macht einen Plan, wie es dann weitergeht mit der Therapie.

Moderation: Sehr schön! Jetzt haben wir, glaube ich, eine gute Vorstellung, wie es so abläuft, und Sie haben uns auch schon ein paar Tipps zur Vorbereitung mitgegeben. Also wir halten fest: Zeit mitbringen für den Ersttermin, tendenziell noch ein bisschen mehr als für die Kontrolltermine und sich auch vorbereiten mit entsprechenden Arztbriefen und so weiter ausgerüstet. Das hilft Ihnen weiter. Wie sieht das aus mit einem Asthmatagebuch? Ist das hilfreich?

Dr. Geßner: Also, wenn der Hausarzt einmal eine Therapie schon begonnen hat und wenn der Patient schon unter Therapie steht, und der Hausarzt hat dem Patienten so ein Asthmatagebuch mitgegeben, und das ist von Patienten geführt worden, dann hilft uns das schon weiter. Da wäre vielleicht zu sagen, wenn man weiß, dass man zum ersten Mal kommt, es ist vielleicht ganz gut, wenn man den Tag davor die Medikamente halt nicht genommen hat. Dann haben wir die Chance sozusagen das besser zu untersuchen. Das trifft jetzt auch zum Beispiel, wenn es um Allergien geht, um, um Allergietabletten, auch, dass man die ein paar Tage vorher oder ein, zwei Tage nicht genommen hat, weil dann natürlich solche Allergietests auch verfälscht werden können. Also, das ist an der Stelle wichtig, beziehungsweise, wenn man es gemacht hat oder genommen hat, ist es natürlich nicht schlimm. Bloß da ist es ganz wichtig, dass man es kommuniziert und sagt. Reden ist ja an der Stelle ganz wichtig, dass wir es wissen, denn, wenn dort Beschwerden sind, und es wurde halt doch die Allergietablette genommen, dann wissen wir es einzuschätzen und hätten eine Erklärung warum. Und wenn die Luftnot so groß war beim Weg hoch in die Praxis, dass man dort von dem Notfallspray genommen hat, dann ist es auch wichtig, dass man das dann sagt, weil auch dieses Notfallspray wirkt ja ungefähr bis zu einer Stunde und dann können natürlich solche bestimmte Werte dazu verfälscht werden. Das wäre anders aus meiner Sicht beim Kontrolltermin. Da möchte ich ja sehen, wie es unter der laufenden Therapie ist. Dann darf und soll der Patient bitte seine Medikamente regelmäßig nehmen. Vor allem beim Asthma ist es dadurch was anderes, weil wir natürlich beim Erstbesuch beim Asthma so einen bronchialen Provokationstest machen. Das ist ein unspezifischer bronchialer Provokationstest. Da ist niemand, der einen dann ärgert oder irgendwas, sondern wir gucken an der Stelle, ob die Bronchien überempfindlich reagieren. Weil Asthma ist ja eine Entzündung in der Schleimhaut, in den Bronchien, und in ganz vielen Fällen ist das Hauptsymptom Husten, ich sage immer Lunge ist doof, Lunge kann nur husten, die hat auch keinen Schmerzrezeptor sozusagen, und viele Patienten haben ja vor allem in der Allergiezeit, wenn sie Asthma haben, so einen trockenen Reizhusten, der quält, oder bei Belastung wird es dann noch schlimmer, und das ist häufig in vielen Fällen schon ein Asthmaäquivalent. Also spricht für das Asthma, ist ein Symptom des Asthmas, und dort guckt man ganz einfach, wie überempfindlich die Bronchien sind, mit diesem unspezifischen Provokationstest, und da ist es halt, wie eben gesagt, dann wichtig, das kostet ordentlich Zeit, und es ist ganz unterschiedlich. Das kann also drei bis fünf Stufen sein, die man dann zusätzlich testet, und dann sieht man halt, ist hier wirklich ein Asthma. Weil beim Asthma ist es ja so, da hat man am Abend seinen Asthmaanfall und am nächsten Tag geht man zum Arzt, macht eine Lungenfunktion, ist alles wieder gut. Aber diese Überempfindlichkeit durch die Entzündung, die ist ja noch immer vorhanden, und der wichtigste Baustein in der Asthmatherapie ist ja, dass man diese Entzündung, die dort in der Schleimhaut, den Bronchien ist, therapiert mit den Medikamenten, die man inhaliert, vor allem diese inhalativen Steroide, also das inhalative Kortison, was in den Sprays drin ist, dort eigentlich das wichtigste Mittel ist, womit man das, in Kombination natürlich auch mit bronchienerweiternden Medikamenten, dass man diese Entzündung dort runterfährt, und daher ist sozusagen der Ersttermin sicher sehr wichtig, sehr umfangreich, und sagen wir mal auch deutlich zeitintensiver. Also, ich denke, zwei Stunden muss man da mindestens einplanen.

Moderation: Ja, eine Frage habe ich noch zur Behandlung mit Kortison. Wir haben uns ja jetzt schon unterhalten über das inhalative Kortison, das es eben zum Sprühen und gibt es ja auch noch, Kortison zur anderen Einnahme. Können Sie da vielleicht auch noch mal differenzieren beziehungsweise uns erklären, was es mit diesen unterschiedlichen Formen der Einnahme auf sich hat?

Dr. Geßner: Ja, das ist, denke ich, ein ganz wichtiger Aspekt, weil dieses inhalative Kortison, das ist ja das, was wir im Endeffekt einatmen, nun ist das so, dass es, wie ich schon sagte, dass man da wirklich keine Angst haben muss, weil die Menge recht gering ist, die da enthalten ist. Man muss natürlich relativieren, wenn man das sehr, sehr häufig und oft nimmt, dann steigt die auch, die sammeln sich dann auch an und könnte dann, wenn man sehr viel nimmt, auch zu entsprechenden in Anführungsstrichen Blutspiegeln führen. Was ganz anderes ist es natürlich, wenn man Kortison als Tabletten nehmen muss oder nimmt. Dadurch haben wir das Glück, muss man ja sagen, dass wir durch die Entwicklung auch von der Industrie mittlerweile Medikamente haben. Da sagen wir Biologika dazu. Das sind also Medikamente, die man als Spritzen subkutan den Patienten gibt und wo im Endeffekt das Entzündungsgeschehen, was ja sonst durch das Kortison gedämpft, also runtergefahren wird, in Tabletten. Das Problem ist, dass natürlich die Nebenwirkungen, vor allem die Langzeitnebenwirkungen beim Kortison groß sind. Genau dieses orale Kortison heißt es ja in der modernen Asthmatherapie zu verhindern, indem man halt dann bei diesen Patienten mit einem schweren Asthma mal, wobei das ist wirklich nur die Spitze, das sind also 5 Prozent oder vielleicht sogar weniger der Patienten, die davon betroffen sind, dass man die mit diesen modernen Biologika, wie wir dazu sagen, also Medikamenten, behandelt und dass man dafür sozusagen dieses Kortison, was die Nebenwirkung macht, als Tabletten einsparen kann, und das, denke ich, ist so eine Erfolgsgeschichte in der Asthmatherapie. So ähnlich ist das ja auch schon seit Jahren beim Rheuma, dort gibt es ja auch diese Biologika, wo man halt dadurch verhindern kann, dass der Patient viele Nebenwirkungen hat.

Moderation: Alles klar, super. Ja, Sie haben vorhin auch schon gesagt, reden ist wichtig, offen kommunizieren, wie alles so abläuft, was man auch eingenommen hat, und so weiter und so fort. Kommunizieren wir mal offen über Termine, wie man überhaupt in eine lungenfachärztliche Praxis kommt, denn das ist ja oftmals tatsächlich mit, ja, längeren Wartezeiten auch verbunden, überhaupt einen Termin zu bekommen. Woran liegt das und gibt es Möglichkeiten, schneller einen Termin zu erhalten in der lungenfachärztlichen Praxis? Wie sieht denn das aus?

Dr. Geßner: Ich denke, das ist ein ganz komplexes Bild, und da kann ich sicher auch bloß einen gewissen Ausschnitt aus dem Ganzen geben und verschiedene Aspekte sagen. Es ist so, dass vielleicht die Anzahl der Lungenfachärzte jetzt nicht die größte ist und das in anderen Bereichen es sicher dort mehr gibt. Sicher ist es so, dass die Dringlichkeit ja recht unterschiedlich ist, und man muss ja sagen, wenn jemand also große Luftprobleme hat, keine Luft kriegt, dann muss man sicher schneller einen Termin bekommen. Ich denke, der Dreh- und Angelpunkt hier ist eigentlich doch der Hausarzt, weil, und wir gehen ja davon aus, dass eigentlich jeder Patient sollte einen Hausarzt haben, und diesem Hausarzt obliegt es dann aus meiner Sicht zu sagen, wie dringend und wie wichtig das Ganze ist. Und wenn der Hausarzt der Meinung ist, dass ein Patient sehr große Probleme hat und sehr schnell zu mir kommen soll, dann bitte ich eigentlich den Hausarzt, da er den Patienten und das Problem kennt, mir die Dringlichkeit, wie schnell das möglich ist oder notwendig ist, einzuschätzen. Wir haben ja auch die Terminservicestellen jetzt eingerichtet, die da sicher unterstützen, miteingreifen sollen, wobei ich dort auch erlebt habe, dass die Patienten manchmal gar nicht wirklich diese Dringlichkeit selbst richtig einschätzen können. Und deshalb, wenn man also der Meinung ist, okay, das ist dringlicher, dann bitte mit dem Hausarzt reden, sagen, dass das wichtig ist, und dann findet der dort einen Weg der Kommunikation. Dass der Hausarzt uns einfach hilft und sagt, das ist ganz dringend, das muss sein. Aus meiner Sicht versuchen wir, Kontrolltermine eher zu strecken, wenn alles gut ist, und dafür die Patienten, wenn sie Beschwerden haben, zeitnah einzubestellen und dranzunehmen.

Moderation: Mhm, ja, Sie hatten ja auch am Anfang schon ein bisschen abgegrenzt, was eine hausärztliche Praxis eben leisten kann, auch im Bereich der Asthmabehandlung und was eben eine lungenfachärztliche Praxis leisten kann. Können Sie uns da noch mal ganz kurz vielleicht umreißen, warum sich dann eben auch die Wartezeit auf einen Termin, wenn es vielleicht doch etwas länger dauert, tatsächlich auch lohnt?

Dr. Geßner: Der Hauptunterschied sicher in der Diagnostik. Aber vor allem ist im Endeffekt dieser Bodyplethysmographie, wie das Ganze heißt, das ist diese Telefonzelle. Das ist also dieses spezielle Gerät, wo man mehr Lungenvolumina und mehr Parameter erfassen kann, als das mit einer einfachen Spirometrie möglich ist. Bei der einfachen Spirometrie ist es ja so, dass wir die maximale Einatmung messen, die maximale Ausatmung messen und die Menge des Lungenvolumens, was man in einer Sekunde so schnell wie möglich ausatmen kann, das ist die Sekundenkapazität, die man misst, das sind sozusagen die Standardparameter. Das kann im Endeffekt der Hausarzt mit einer Spirometrie auch erfassen und messen. Was wir noch zusätzlich messen, sind natürlich dann Parameter wie bestimmte Atemwegswiderstände, die wir nachweisen können. Wir können das Gesamtlungenvolumen erfassen durch diese Telefonzelle, und wir können vor allem diesen unspezifischen Provokationstest durchführen, das kann der Hausarzt definitiv nicht, das kann er entsprechend nicht nachweisen. Und wenn diese bronchiale Hyperreagibilität da ist, also diese bronchiale Überempfindlichkeit, dann ist das schon ein starker Hinweis auf ein Asthma. Man muss natürlich einschränken, dass so eine Überempfindlichkeit auch nach einem Atemwegsinfekt vorhanden sein kann, also einfach nach einer Erkältung. Und wir hatten jetzt gerade auch unsere neue Asthmaleitlinie und da ist noch mal wieder ganz klar gesagt worden, dass der Weg zur Basistherapie, also zu einer antientzündlichen Therapie, dass die doch wichtig ist und eher noch mehr im Vordergrund stehen sollte, als man es vielleicht bisher in den Betrachtungen gemacht hat. Und das ist sicher auch etwas, was wir natürlich jetzt als Lungenfachärzte mit den Hausärzten auch in den Weiterbildungen, die wir regelmäßig machen, besprechen werden und diese Informationen weitergeben.

Moderation: Super, ja ganz, ganz herzlichen Dank erst mal bis dahin, Herr Dr. Geßner! Da haben wir doch einiges, ja, sehr anschaulich auch gelernt und danke erst mal dafür, dass Sie uns mitgenommen haben in die vielen Bereiche Ihrer Praxis bis hin in die sogenannte Telefonzelle. Das war doch wirklich sehr, sehr, spannend, da genauer hinzuhören. Zum Abschluss habe ich noch eine Frage an Sie. Sie hatten eben schon Ängste angesprochen, klar, Ängste von Betroffenen rund um das Thema Asthma. Haben Sie denn aus ihrer Praxis heraus noch einen persönlichen Rat, um Betroffenen mit Asthma Sorgen und Ängste zu nehmen?

Dr. Geßner: Also, man muss mal sagen, zwei Dinge zur Angst. Das eine habe ich ja schon gesagt, bitte keine Angst vor diesen inhalativen Steroiden, also dem Kortison, dort zu haben. Es ist eigentlich die wichtigste Basistherapie, die wir haben, und im Endeffekt ist es eine Entzündung, und die müssen wir behandeln. Das Zweite ist, dass ich also Patienten manchmal habe, ist ein ganz anderer Aspekt, die sagen, um Gottes willen jetzt habe ich Asthma, ist ja ganz schlimm. Ich sage dann immer, wenn ich die Wahl habe zwischen Asthma und COPD, dann würde ich mich glatt fürs Asthma entscheiden, weil Asthma ist ja eine Erkrankung, wo wir durch Reaktionen auf ein Allergen oder irgendwas eine funktionelle Einschränkung haben, dass die Atemwege sich zusammenziehen, das ist anders als bei der chronischen Bronchitis. Dort haben wir einen Lungenstrukturschaden. Es ist richtig, dass natürlich auch beim Asthma ein Lungenstrukturschaden entstehen kann. Aber im Endeffekt, ich habe hier häufig die besseren Karten beim Asthma. Ich mache eine Therapie, um Elend zu verhindern, das heißt, ich mache eine antientzündliche Therapie, damit die Lunge gut bleibt, und damit man, ich sag dann immer in 30, 40 Jahren auch noch gut Luft bekommt. Darum ist die Idee, mir geht es jetzt gut, ich setze es ab. Es ist einfach so, dass bei den Medikamenten für Asthma vor allem da, wo das Kortison drin ist. Das dauert 14 Tage bis vier Wochen, ehe das besser wird, und wenn es besser wird, dann setze ich es ab, und dann, wenn ich Pech habe, bin ich nach vier Wochen sozusagen in Anführungsstrichen wieder in der Steinzeit. Das heißt, ist alles, wie es davor war, und dann geht das Ganze von vorne los, und ich sage dann böse, man kann das auch mehrfach machen und wiederholen und dann noch mal üben. Das heißt also, es ist in vielen Fällen, vor allem wenn es sich jetzt nicht um ein saisonales Asthma handelt, also wo ich sage, okay, wenn die Birke blüht, habe ich vier Wochen Probleme, und danach ist alles gut. Wenn es ein schwereres Asthma ist, dann läuft es halt auf eine lebenslange Therapie hinaus. Das, was wir hinkriegen wollen, und das sagen wir auch so ein neues Stichwort, nennt sich Asthma-Remission, was nicht heißt, dass das Asthma geheilt ist oder völlig verschwunden ist, sondern dass der Patient durch eine regelmäßige Einnahme vor allem, und das ist wieder dieser antientzündlichen Medikamente erreicht, dass er eigentlich mit dem Asthma gar keine Beschwerden mehr hat und völlig normal sein Leben leben kann. Und das ist das, was wir erreichen wollen, und da geht es natürlich in vielen Fällen um Lebensqualität. Das heißt also, ich sage immer den Patienten, wenn sie ihre Medikamente regelmäßig nehmen und so ein bisschen auf uns hören, da sagt man immer, man stirbt mit Asthma, nicht am Asthma, wenn man das alles richtig macht mit Medikamenten. Und deshalb also auch keine Angst und keine ganz großen Bedenken in der Sache.

Moderation: Okay, keine Angst, keine ganz großen Bedenken und Dranbleiben habe ich rausgehört.

Dr. Geßner: Richtig.

Moderation: Dranbleiben an der Behandlung und eben auch an den Terminen, dass das Asthma eben unter Kontrolle bleibt und man das Leben mit Asthma führen kann.

Dr. Geßner: Richtig.

Moderation: Ganz herzlichen Dank für dieses tolle, informative Gespräch mit Ihnen, Herr Dr. Geßner!

Dr. Geßner: Vielen Dank, hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Moderation: Ja, und mehr Infos und spannende Inhalte, die findet ihr auch auf Asthma-Aktivisten.de und mit Fragen oder Feedback zu dieser Folge und unserem Podcast, da meldet ihr euch gerne per E-Mail bei uns. Die Adresse, die findet ihr wie immer in der Beschreibung. Ja, damit kommen wir zum Ende unserer Know-How Folge rund um den Besuch in der lungenfachärztlichen Praxis. Ich freue mich, wenn ihr bei der nächsten Folge Atmungsaktiv wieder dabei seid. Macht‘s gut! Bis dann!

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