#10 Asthma ist Familiensache

Shownotes

Me, myself & asthma: „Ich schäme mich nicht für mein Asthma!“ – eine klare Botschaft von Stella, 13 Jahre, die seit ihrer Kindheit an Asthma erkrankt ist. Aber Stella ist nicht allein: Ihr Vater Hussein ist ebenfalls von Asthma betroffen und stets an ihrer Seite. Wie sie ihren Alltag als Team meistern und was Stellas Leidenschaft, das Singen, damit zu tun hat, erfährst Du in der neuen Folge ATMUNGSaktiv, der Asthma-Podcast. Mehr über das Familienleben von Stella und Hussein findest Du außerdem auf Asthma-aktivisten.de. Wenn Du mehr über Stella erfahren möchtest, dann findest Du sie auf Instagram @stellamariabarghouty oder auf YouTube mit ihrem Song „breathless“.

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Der Podcast wird von Sanofi produziert.

MAT-DE-2302424-1.0-06/2023

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ATMUNGSAKTIV, DER ASTHMA-PODCAST

Transkript Folge 10

Moderation: Hallo und herzlich willkommen bei Atmungsaktiv, dem Asthma-Podcast. Ich bin Katharina und ich habe mich für Atmungsaktiv wieder einmal verabredet. Heute nicht nur mit einer Person, sondern mit zwei Menschen und sie haben viel zu erzählen über ihr Leben mit Asthma. Das ist aber noch nicht alles. Sie wissen auch, wie das Familienleben verschiedener Generationen mit Asthma aussehen und gestaltet werden kann. Gleich erfahrt ihr mehr über meine heutigen Gäste. Ja, ein offener Umgang mit Asthma und eine positive Einstellung gegenüber der Erkrankung sind wesentlich für die Betroffenen. Außerdem sind regelmäßige Besuche beim Arzt oder bei der Ärztin und ein Plan für Notfallsituationen wichtig im Leben mit Asthma. Und nicht nur für Erwachsene kann all das relevant sein. Auch bei Kindern und Jugendlichen kann Asthma auftreten. Jeder 20. Erwachsene und jedes 10. Kind in Deutschland hat Asthma. Aber wie geht eigentlich eine Familie mit der chronischen Erkrankung um, wenn mehrere Familienmitglieder betroffen sind? Einen kleinen Einblick in ein solches Familienleben geben uns in dieser Folge Vater und Tochter. Hussein und Stella sind heute bei mir. Herzlich willkommen, ihr beiden.

Hussein: Hallo, hallo, schön, dass wir da sein können.

Stella: Hallo!

Moderation: Stella, ich fange mal bei dir an. Möchtest du dich mir und uns einmal vorstellen?

Stella: Ja, sehr gerne. Hallo, mein Name ist Stella Maria, ich bin 13 Jahre alt und komme aus Wien und ich bin sehr froh, heute hier sein zu dürfen.

Moderation: Super, herzlich willkommen nochmal Stella. Hussein, möchtest du dich vorstellen?

Hussein: Mein Name ist Hussein, ich bin der Papa von der Stella und bin auch sehr dankbar, dass wir heute ein bisschen hier unsere Erfahrungen teilen dürfen und ein bisschen auch mit den anderen unsere Geschichte teilen können.

Moderation: Wir sind auch sehr, sehr dankbar, dass ihr hier seid und haben natürlich auch ganz, ganz viele Fragen. Ja, Hussein, Stella, könnt ihr uns erzählen, wie lange ihr schon mit Asthma lebt? Ich fange mal mit dir an, Hussein, denn du, lebst schon länger bewusst mit Asthma, stimmt das? Was kannst du uns darüber erzählen?

Hussein: Das ist richtig. Ich bin ja eigentlich mit Asthma aufgewachsen, relativ früh und hatte früher sehr schwere Medikamente. Es gab damals nur Kortison, ich bin ja schon ein bisschen älter und bin natürlich damit groß geworden und hatte im Vergleich jetzt zu der Stella nicht diese Möglichkeiten. Es gab damals nur Spritzen, sehr viele, wenn die Anfälle kamen. Und das hat mich eigentlich die ganze Kindheit durch belastet. Es hat auch immer wieder Probleme natürlich gegeben in der Schule, weil du dann natürlich tagelang nicht gehen konntest, die Kraft natürlich weg war. In der Pubertät war es etwas einfacher, hat sich ein bisschen gebessert, auch mit Sport und dergleichen, aber ich bin eigentlich mit diesen Beschwerden, um ehrlich zu sein, alt geworden, konnte sie auch nie wirklich ganz wegtherapieren. Aber ich bin gut eingestellt, ich kann meinen Job machen, ich habe eine super Familie, also so gesehen, kann ich ganz gut damit umgehen.

Moderation: Wunderbar. Jetzt hast du uns ja schon mitgenommen, auch auf einige Stationen auch, wie sich verändert hat, Kindheit und dann Jugend, wie du, ja, mittlerweile eingestellt bist. Wie ist denn dein Umfeld mit der Erkrankung umgegangen? Wie ist auch deine Familie früher mit der Erkrankung umgegangen?

Hussein: Naja, nicht sehr bewusst welche Probleme das auslösen können. Meine Eltern waren beide schwere Raucher. Wir sind drei Kids gewesen, oder noch immer. Und die haben zwar versucht, das zu händeln, konnten sie aber nicht. Also in Wahrheit war das so, dass ich als Jugendlicher oder als Kind nächtelang alleine um Luft gerungen habe. Das war sehr stressig, mit sehr viel Angst, mit sehr viel Sorge. Meine Eltern selber konnten damit nicht umgehen, die haben das eher verdrängt, würde ich sagen. Ich musste dann oft durchhalten bis zum nächsten Tag und dann sind wir zum Arzt gefahren. Aber sie waren, um ehrlich zu sein, restlos überfordert und konnten wirklich nicht damit umgehen. Sie hatten eigentlich Angst und dann war die Lösung eher Türe zu und hoffen, dass er das aussitzt. Also es war etwas schwieriger damals.

Moderation: Ja, ja. Gehen wir mal weiter im Familienleben. Stella, ich komme zu dir. Kannst du dich erinnern, wann du das erste Mal gemerkt hast, dass du Asthma hast?

Stella: Ja, also früher, wie ich noch kleiner war, konnte ich mich noch nicht wirklich daran erinnern, aber ich konnte mich mit circa vier oder fünf Jahren an die Arztbesuche, an die Medikamente vor allem auch erinnern, auch an die vielen Blutabnahmen und an den Sauerstoff. Also es ist schon was hängengeblieben an der Krankheit und an den Diagnosen und den vielen Arztbesuchen.

Moderation: Ja, jetzt hast du schon die vielen Arztbesuche und all das angesprochen. Hussein, wie ist das denn für dich gewesen, dass du zweimal quasi diese Schritte miterlebt hast? Einmal bei dir selbst und einmal bei deiner Tochter. Wie haben sich vielleicht auch die Erlebnisse unterschieden voneinander?

Hussein: Naja, bei mir selbst war es anfangs eher ein Problem mit mir, weil ich, ich habe es nicht als Behinderung gesehen, aber es hat mich extrem eingeschränkt. Und ich musste eben früh erkennen, dass das eben mein Schicksal sein wird, mit dem ich möglichst gut umgehen werde. Die Stella, also meine Tochter, das war schon, ich würde nicht sagen Schockdiagnose, aber wir wussten relativ früh, was auf uns zukommt. Also besonders ich natürlich, auch diese verbundene Panik, die Sorge, diese Angst vor dem Ersticken und dergleichen. Also das ist schon, da wusste ich, das wird schwierig. Noch dazu hat es mich doppelt betroffen, weil sie ja mein Kind ist. Da fühlt es sich natürlich noch mehr. Aber wir waren, also ich war sehr entschlossen, auch mit meiner Frau alles zu tun, damit Stella diese, eine andere Entwicklung hat. Das heißt, wir haben extrem darauf geachtet, dass sie gut eingestellt ist, haben die Arztbesuche nicht vernachlässigt, haben auch selber ein Selbstmanagement betrieben und wir hatten eine komplette Ausrüstung eigentlich mittlerweile, sodass sie nicht gleich ins Spital muss. Aber die Reaktion war sehr schwierig und natürlich, wir waren sehr geschockt, wir wussten aber schon von der Stella von Geburt an, dass das sein wird, wenn sie mit Lungenentzündung zur Welt kam und eigentlich damals schon fast gestorben wäre und erst nach dem vierten Antibiotikum dann, glaube ich, noch zurückgekommen ist zu uns. Das war ein Schock am Anfang.

Moderation: Auf jeden Fall, also die Schocksituation ist in jedem Fall nachvollziehbar und zugleich, wie du eben auch sagst, ihr seid mittlerweile gut ausgerüstet und sicherlich kannst du auch mit deinen Erfahrungen auf, ja, eben eine Art Ausrüstung zurückgreifen mit diesen Erfahrungen. Ja, und wenn wir hier über Spital oder Spitäler sprechen, dann sind damit Krankenhäuser gemeint.

Moderation: Stella, wie ist denn das für dich, dass dein Vater die gleiche Krankheit hat wie du? Hat dir das weitergeholfen? Oder kannst du auch sagen, ich gehe vielleicht in mancherlei Hinsicht anders mit meinem Asthma um als mein Vater. Wie ist das?

Stella: Ich habe natürlich die Unterstützung von meinen Eltern. Sie rauchen auch beide nicht und helfen mir immer sehr. Also ich habe mich nicht alleine gefühlt, weil mein Papa auch Asthma hat und auch verstanden. Es war jemand da, der wusste, wie es sich anfühlt, keine Luft zu bekommen. Ich hatte aber auch keine Angst, weil ich wusste, dass mein Vater auf mich aufpassen wird und mich beschützen wird und das war schon ein schönes Gefühl.

Moderation: Das klingt wirklich schön, da auch auf den Rückhalt bauen zu können in der Familie und da auch zu wissen, dass jemand sich auch einfühlen kann. Nun ist es ja so, Besuche beim Arzt oder bei der Ärztin, die gehören zur Asthmakontrolle dazu, die regelmäßigen Besuche und sie sind sehr wichtig. Und, je nach Altersgruppe, werden Betroffene ja in unterschiedlichen Praxen behandelt. Beim Kinderarzt, bei der Kinderärztin, mit einem pneumologischen oder auch lungenheilkundlichen, so heißt das, Schwerpunkt. Ja, später dann beim Lungenfacharzt, bei der Lungenfachärztin oder eben beim Hausarzt, bei der Hausärztin. Wo seid ihr denn gut aufgehoben und was ist für euch denn wichtig bei einem Arzt oder einer Ärztin? Ich fange mal bei dir an Stella, was ist dir besonders wichtig, wenn du zum Arzt oder der Ärztin gehst?

Stella: Ich habe zum Glück sehr gute Ärzte und fühle mich auch immer verstanden und sehr wohl. Ich bin auch sehr froh, dass ich sie habe. Sie wissen immer sofort, wie es mir geht und passen auch gut auf mich auf. Und ich bin immer sehr gut ausgekommen mit ihnen und sie konnten mich immer sehr gut einstellen, auch mit dem Asthma. Also, ich habe wirklich Glück mit meinen Ärzten und bin sehr froh.

Moderation: Super. Jetzt ist es ja nun so, du bist ja schon im Teenager-Alter und manchmal verändert sich das ja auch, wie man zum Arzt, zur Ärztin geht und wie man auch mit denen sich unterhält. Merkst du das auch, dass du jetzt vielleicht andere Fragen stellst, mehr eigene Fragen stellst? Wie sieht das mittlerweile beim Besuch aus in der Praxis?

Stella: Also ich kann meine Beschwerden besser erklären und auch besser artikulieren. Ich kann auch viel offener reden und weiß auch besser wie es mir geht und kann das auch offen sagen. Und das ist natürlich einfacher, wenn man ein bisschen älter ist. Und ich kann jetzt auch schon ein bisschen meine Medikamente einschätzen und wie es mir geht und wie ich auskomme mit den ganzen Sachen. Also ich kann das schon ziemlich gut einschätzen.

Moderation: Ja, sehr schön, das klingt gut. Hussein, wie sieht es bei dir aus? Wie kannst du, ja, dich einschätzen und wie sieht dein Weg mittlerweile zum Arzt oder der Ärztin aus? Wie hat sich das vielleicht auch für dich entwickelt? Was ist dir mittlerweile besonders wichtig?

Hussein: Also mein Weg zu den Ärzten ist eigentlich jetzt nur sehr selten, weil irgendwann bist du richtig eingestellt. Wir haben ja quasi mitgelernt, ich selber schon und mit Stella dann doppelt, wie die Nebenwirkungen sind, wie die Dosierung sein sollte, wie man recht früh erkennt, wann geht's los oder wann nicht. Besonders bei Stella konnte ich das natürlich ganz anders beobachten, wenn dieses Ziehen bei der Atmung passiert, wenn das Pfeifen beginnt, die Panik aufkommt. Also da konnte ich mich selber noch mal erleben, aber eben mit dem Hintergrund, bei ihr wird das anders gemanagt. Daher hatten wir auch früher Sauerstoff oder eben diesen Vernebler mit Kortisonpräparaten. Wir haben auch eigentlich immer alles mit. Für mich ist wichtig, beim Arzt, auch für die Stella, dass der das nicht auf die leichte Schulter nimmt, auch versucht, die Ursache zu finden, weil die ja bekanntermaßen sehr vielseitig ist. Was wir auch jahrelang versucht haben, woher kommt das, was ist der Grund, wie kann man es bekämpfen, wie ist die Zukunftsaussicht. Unsere Ärzte waren, finde ich, besonders, weil sie gleich auch bei der Stella exakt die Einstellung hatten, die richtige Dosierung, aber auch nicht sparsam mit Medikamenten waren, wenn es notwendig war. Sonst ist mir eigentlich wichtig, dass der auch erreichbar ist, wenn wir Hilfe benötigen. Ja und die Nachbetreuung natürlich auch. Wir haben das schon so gemacht. Zuerst in den letzten Jahren. Jetzt geht es als Stella besser seit einigen zwei, drei Jahren. Sehr engmaschig, vierteljährlich. Da gab es diese Atemuntersuchung, wo man eben reinbläst und schaut, wie ist die Stärke der Lunge. Und da wurde auch dann immer eingestellt und diese Schraube gedreht. Und das war mir schon wichtig. Und die Ärzte haben auch von sich aus immer wieder eingeladen, komm vorbei, wie sieht es aus. Also das hat die, glaube ich, ausgezeichnet. Und das ist eigentlich sehr wichtig.

Moderation: Ja, dass man auch immer Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner immer hat und zur Verfügung hat, das ist sicherlich, das ist sicherlich, sehr wichtig.

Hussein: Und eines würde ich noch gerne anbringen, weil wir da jetzt drüber reden. Also ein wichtiges Kriterium für uns war schon auch, dass diese Lungenfachärzte, also es war so ein Dreamteam, Lungenfacharzt und Kinderarzt, im Notfall auch, muss man ehrlich sagen, diesen Kanal zum Spital hatte. Weil oft ist es so, dass die hospitalisiert wurde, die Stella, und da war schon die Rettungskette, ist jetzt übertrieben, aber diese Kette ist sehr wichtig, wenn der Arzt zum Hörer greift und auch für uns schon ein bisschen so den Weg ebnete, weil wir eh in der Panik waren. Das hat zum Beispiel schon sehr auch geholfen, dass die Ärzte selber ihre Infrastruktur hatten und die konnten wir sehr schnell nutzen dann.

Moderation: Ja, ja, über Notfälle und auch Notfallpläne werden wir auch gleich nochmal genauer sprechen. Ich fand es auch sehr, sehr wichtig, dass du davon gesprochen hast, Hussein, wie vielseitig und vielschichtig eben auch das Leben mit Asthma eben sein kann. Und ja, es gibt ja auch viele, viele Kreise, in denen wir uns bewegen. Die Familie, den Freundeskreis, die Schule und so weiter, auch die Hobbys, die man macht. Stella, wie ist das denn bei dir und deinem Asthma? Es begleitet dich schon seit du denken kannst, seitdem du dich eben auch daran erinnern kannst. Wie gehst du denn damit zum Beispiel in der Schule oder auch im Freundeskreis um? Gab es da auch schon mal Situationen, die, ja, eine Herausforderung waren?

Stella: Also ich habe gelernt, damit umzugehen und ich schäme mich nicht mehr für mein Asthma. Also jeder in meiner Klasse weiß und wusste es. Ich hatte für Notfälle immer einen Spray. In der Schule hatte ich zum Glück noch keinen Asthmaanfall. Im Sportunterricht gab es zum Glück auch noch nie etwas. Ab und zu beim Laufen ist es halt ein bisschen schwierig mit dem Atmen, aber im Moment geht es mir gerade sehr gut. Und auch in der Familie, also es weiß jeder Bescheid und auch für Notfälle, wie man dieses kleinen Spray betätigt. Und also ich schäme mich eben nicht für mein Asthma und es weiß wirklich jeder und also ich habe damit keine Probleme, das jedem zu erzählen.

Moderation: Sehr schön, ich glaube, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Ich schäme mich nicht für mein Asthma. Ich glaube, das ist auch schon eine der Botschaften tatsächlich, die auch unseren Zuhörerinnen und Zuhörern ganz, ganz wichtig ist. Vielen, vielen Dank Stella, dass du das auch erzählt hast und geteilt hast mit uns. Jetzt weiß ich schon von dir, dass es etwas ganz Besonderes in deiner Freizeit gibt, was du sehr, sehr gerne tust und das ist Singen. Wie sieht es denn da aus in deinem Leben, auch in deinem Leben mit Asthma. Wie sieht das aus mit dem Singen? Wie bist du zum Gesang gekommen? Und ist da dein Asthma auch eine Herausforderung oder kannst du damit gut umgehen? Wie können wir uns das vorstellen?

Stella: Also ich hatte damals sehr starkes Asthma und musste regelmäßig ein Lungentraining machen, damit ich besser Luft bekomme und habe dann begonnen mit dem Singen, also statt dem Lungentraining. Und ich habe viel besser Luft bekommen und es hat wirklich auch meine Atmung verbessert. Also ich singe jetzt regelmäßig und ich kriege besser Luft. Und das Singen macht mir auch Spaß und deshalb mache ich das jetzt auch professionell weiter mit Gesangsunterricht. Also zweimal in der Woche habe ich Gesangsunterricht und also ich habe mein Asthma sozusagen weggesungen und ich möchte meine Freude an der Musik teilen und auch mein Glück, dass ich wieder Luft bekomme. Und das kann ich eben am besten mit Musik und deshalb singe ich auch.

Moderation: Das klingt wunderbar und das klingt auch sehr, sehr schön und man sieht es quasi auch als Bild vor sich. Du hast dein Asthma weggesungen, das ist eine ganz, ganz tolle Sache. Und ja, hast du da häufig Auftritte oder wie sieht das mittlerweile aus?

Stella: Ich habe mein erstes eigenes Benefizkonzert dieses Jahr für die österreichische Lungenunion. Dort werde ich ca. 16 Lieder singen. Unter anderem auch meine eigenen Songs. Ich habe schon selber vier eigene Songs geschrieben. Und darunter ist auch der Song „Breathless“, der auch den Grund verdeutlicht, warum ich singe. Dass ich Angst habe und keine Luft bekommen habe, aber jetzt eben gesungen habe und es mir jetzt wieder wirklich gut geht und ich Mut und Kraft habe. Und sonst bewerbe ich mich wieder dieses Jahr bei den Voice Kids in Deutschland und ich hoffe, ich komme recht weit. Und auch bei „Niederösterreich sucht das Supertalent“ in meiner Wahlheimat Niederösterreich. Und auch beim Wackelstein Festival auch in Niederösterreich. Und sonst singe ich in Karaokebars, um mit Gleichgesinnten den Spirit zu wahren.

Moderation: Das klingt wirklich wunderbar. Das klingt schon nach einer kleinen Tournee. Und wir drücken alle, auch die Zuhörerinnen und Zuhörer, ganz, ganz bestimmt, ganz, ganz fest die Daumen für all deine Auftritte, die demnächst anstehen.

Stella: Dankeschön.

Moderation: Das klingt wirklich super. Ja, Hussein, ich komme noch mal zu dir. Wir hatten ja schon Notfälle oder Notfallpläne ein wenig gestreift und angesprochen. Im Fall der Fälle ist es gut, wenn man gewappnet ist für einen Notfall. Welche Vorkehrungen habt ihr denn im Alltag eingeplant? Wie sieht es da auch aus im Verhältnis Kinder, Erwachsene oder auch Jugendliche, Erwachsene?

Hussein: Wenn ich das darf, ich würde mal den technischen Teil zuerst mal nehmen. Also zu unserem Notfallplan früher hat immer gehört, zwei Sauerstoffflaschen für den absoluten worst case, um diese Zeit zu überbrücken, wenn es schlimm wird. Dann natürlich Cortisonpräparate, dann diese inhalativen Medikamente, die es gibt. Und wir hatten natürlich, das würde ich auch jedem empfehlen, ein Pulsoxymeter, das man entweder auf den Finger klebt. In schweren Zeiten, als in der Kindheit von Stella hatten wir so ein größeres Gerät, wo man die Zehe zum Beispiel gibt, wo man auch in der Nacht mit Piepston geweckt wird. Das brauchen wir jetzt Gott sei Dank nicht mehr. Hat uns aber in der Familie ein bisschen die Möglichkeit genommen, ein Monitoring zu haben und nicht gleich immer ins Spital zu fahren, was für Stella ja nach 7 Lungenentzündungen sehr, sehr anstrengend war. Und auch im Spital durch die Keimgefahr, das gar nicht so unproblematisch war. Also zu unserem Rescue Kit hat eben gehört, diese Pulsoxymeter, Sauerstoff, wenn man das wirklich notwendig braucht. Natürlich die Medikamente, Cortison und dergleichen, früher Zäpfchen, heute Tabletten und diese inhalativen Medikamente. Heute ist der Notfall, jetzt haben wir das Gott sei Dank nicht mehr so stark durch Stellas Singen, weil sie das auch selber, hat sie jetzt nicht gesagt, anders damit umgeht. Die früheren Asthmaanfälle waren gekennzeichnet durch Panik, durch Aufgeregtheit in der Familie, auch für meinen Sohn, für den Eric und meine Frau. Jetzt ist sie doch so, dass sie eher im Anlassfall tatsächlich sich zurücknimmt und sagt, okay, chillt mal Leute. Und durch diese Atemübungen sich tatsächlich wieder runterholt. Das ist auch der Grund, warum wir übrigens das Singen sehr fördern und sehr interessiert sind, damit sie mit dem, wenn möglich, alt wird und dranbleibt. Das würde ich auch jedem mitgeben, muss ja nicht gerade Singen sein, aber dieses regelmäßige Dehnen der Lunge und dieses Üben, das macht schon Sinn. Betonung liegt auf regelmäßig. Aber der Notfallplan ist heute, wenn Stella was hätte, Medikamente, dann beobachten ganz genau die Sättigung. Also wenn die, jeder der wahrscheinlich zuhört, kennt sich damit aus, wenn die Sättigung unter 90-92 ist, sauerstoffmäßig, dann ist sowieso Alarm. Also um schon zu schauen, ob wir auch als Eltern das noch managen können. Und ansonsten tatsächlich eine Apotheke, die eben, wo alles drinnen ist, Ansonsten wäre Plan B, ins Spital zu fahren. Aber ich denke, das ist schon wichtig, eher zu Hause die Medikamente zu haben, um sofort eingreifen zu können. Und wenn es gar nicht besser wird, geht man natürlich zum Arzt und ins Spital.

Moderation: Richtig, genau. Ja, vielen Dank für diese Einblicke. Das sind ja wirklich konkrete Einblicke auch gewesen in euren Notfallplan oder auch einzelne Pläne für eben die unterschiedlichen Situationen. Stella, wie ist das bei dir? Du hast ja auch schon gesagt, in der Schule wissen alle Bescheid, im Freundeskreis wissen alle Bescheid. Wie wissen sie denn Bescheid, wie sie dich auch unterstützen können oder dir auch helfen können im Fall der Fälle? Wissen die dann ganz genau, okay, das und das kann ich tun oder so und so kann ich die Stella unterstützen?

Stella: Also ich habe eben in meiner Handtasche immer so einen Spray. Und ich habe meinen Freunden auch am Anfang des Schuljahres gezeigt, wie das funktioniert. Und sie kennen mich jetzt auch schon ziemlich gut und wissen, wenn ich schwerer Luft bekomme oder mir es nicht gut geht, dann fragen sie auch immer, ob ich irgendetwas brauche oder ob sie mir irgendwie helfen können. Also es sind alle ziemlich gut informiert und sie wissen auch, wenn es mir nicht so gut geht und können mir dann auch helfen.

Moderation: Perfekt. So soll das glaube ich sein, dass man eben auch eine breite Unterstützung hat. Und ja, ich glaube, das ist ein guter Moment, um auch ein wenig Unterstützung vielleicht rauszuschicken mit einer Botschaft oder mit etwas, was ihr vielleicht anderen auch mitgeben möchtet, die von Asthma betroffen sind innerhalb dieser Podcast-Folge. Gibt es denn noch eine Botschaft oder Tipps, die ihr anderen Betroffenen ans Herz legen möchtet? Ich fange bei dir, Hussein, gerade nochmal an.

Hussein: Also meine Botschaft an euch ist, nicht den Glauben zu verlieren, dass man das nicht händeln kann. Wir haben das jahrelang durchexerziert. Das betrifft die Eltern und auch die Jugendlichen oder Kids, die da jetzt zuhören. Es ist ein Stückchen Arbeit, aber wenn man ein bisschen Kraft hineininvestiert, funktioniert das. Und die Botschaft ist schon, dass man, dass man einfach, wenn man gut vorbereitet ist, diese Panik, diese Sorge, diesen großen Stress für alle relativ abfedern kann, auch für andere Familienmitglieder, und dass man einfach sich da nicht kleinkriegen lässt. Das wäre jetzt so meine Botschaft. Es ist eine unangenehme Krankheit, aber man kann damit alt werden, man kann singen, man kann Sport machen, man kann eigentlich viel machen heutzutage. Ich selber weiß es, ich habe meinen Job, ich habe meinen Weg auch gemacht, habe eine super Familie, super Umfeld, auch büromäßig. Also ich würde sagen, die Botschaft ist einfach weitermachen, richtig einstellen und keine Angst mehr davor haben.

Moderation: Super, vielen Dank. Ich glaube, das ist sehr ermutigend. Stella, du hast ja auch schon einige Botschaften an uns gerichtet und an uns geschickt, unter anderem eben, dass du dich nicht schämst für dein Asthma und auch, dass du dein Asthma gelernt hast, wegzusingen. Was gibt es denn noch, was du vielleicht als Tipps und als Botschaft mitgeben möchtest, unseren Zuhörerinnen und Zuhörern?

Stella: Also meine Botschaft wäre, dass man auf keinen Fall aufgeben soll und niemals den Mut und die Kraft verlieren soll. Denn man kann sein Asthma besiegen oder auch sein Leid generell kann man besiegen. Und man soll immer Mut und Kraft haben, denn man kann das schaffen und man sollte niemals aufgeben. Und das wäre eine sehr wichtige Botschaft.

Moderation: Vielen, vielen Dank, Hussein. Vielen, vielen Dank Stella, dass ihr uns, ja, ein Stück weit mitgenommen habt in eurem Familienalltag. Und ja, und in euer gemeinsames und auch in euren ganz eigenen Umgang mit Asthma. Das ist ja auch ganz wichtig zu hören, wie ihr, ja, persönlich und dann eben auch als Familie damit umgeht. Ja und zum Schluss einer Folge Atmungsaktiv, da interessiert uns von unseren Gästen immer eine ganz spezielle Sache, und zwar das Wohlfühlen im Alltag. Und deshalb habe ich noch eine Frage an euch. Was tut ihr denn, wenn euer Wohlbefinden im Alltag mal ein wenig Unterstützung braucht. Hussein, wie sieht es bei dir aus?

Hussein: Ich schnapp meine beiden Kids, meine Frau, wir haben auch einen Hund, ein bisschen verrückt, aber er ist ganz nett, und geh einfach raus in die Natur. Um ehrlich zu sein, das ist etwas, was bisher immer geholfen hat. Ein bisschen chillen und einfach hinaus ins Freie. Da geht's mir meistens gleich wieder besser.

Moderation: Sehr schön, die Natur tut dir gut.

Hussein: Absolut.

Moderation: Das ist gut zu hören. Stella, wie sieht es bei dir aus? Wie machst du das und was tust du, damit es dir gut geht im Alltag?

Stella: Ich habe das auch übernommen, ich gehe auch sehr gerne mit meinem Hund spazieren. Oder auch einfach raus in die Natur, an die frische Luft. Oder auch ab und zu ein kleines Schläfchen, das hilft mir auch immer, um wieder Kraft zu tanken. Und sonst, ich reise zum Beispiel sehr gerne, weil da schaltet man auch den Kopf aus und denkt an nichts mehr. Und das ist auch sehr schön, ist auch sehr gut zur Entspannung. Aber sonst gehe ich meistens spazieren oder einfach raus an die frische Luft, weil mir das ziemlich guttut und ich da alles ausschalten kann und dann wieder zu Entspannung komme.

Moderation: Sehr schön. Ja, und mit dem Gesang, da kommst du wahrscheinlich auch viel rum und bist auch viel auf Reisen und hast ganz viele spannende Eindrücke, ne?

Stella: Ja, also, der Gesang entspannt mich auch immer wieder. Da denke ich auch nur noch an Singen und alles andere ist weg. Das ist auch immer sehr schön, nur zu singen, nur die Musik zu denken. Das macht mir auch Spaß und das ist auch einer der Gründe, warum ich singe.

Moderation: Sehr schön. Ja, herzlichen Dank, liebe Stella und lieber Hussein, fürs Teilen eurer Geschichte.

Stella: Dankeschön.

Moderation: Ja, und vor allem auch die vielen Einblicke in euer aktives Leben mit Asthma. Mehr Infos und spannende Inhalte findet ihr auch auf Asthma-aktivisten.de und mit Fragen oder Feedback zu dieser Folge und unserem Podcast, da meldet ihr euch gerne per E-Mail bei uns. Die Adresse findet ihr wie immer in der Beschreibung. Das war eine neue Folge Atmungsaktiv, der Asthma Podcast. Danke, dass ihr mein heutiges Gespräch begleitet habt. Und ich freue mich schon auf die nächste Folge und auf euch. Bis dahin.

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